Auf diesem Platz, wo jetzt der See Plateliai liegt, war früher kein See, nur lauter Wiesen. An einem Sommer fand sich von irgendwoher ein schwarzes Schwein. Und er fing an, die Wiese entlang zu wühlen, als ob er eine Grenze zeichnen würde. Drei Wochen lang wühlte er, bis er die ganze Mulde herumgegangen und auf den Anfangspunkt gekommen ist. Dann verschwand es. Plötzlich zog hierher eine extrem schwarze Wolke und blieb über den Wiesen stehen, sodass die Leute das Heu kaum wegbringen konnten. Am dritten Tag sank die Wolke nach unten, es fing an zu blitzen und heftig zu regnen. Eine Frau staunte im samogitischen Dialekt: „Kāp platē lėij! Kāp platē lėij!” („Es regnet so breit”). Nach diesen Worten fing es sofort an, noch stärker zu regnen, und die ganze Wolke sank mit lautem Geräusch auf das Tal. So ist der See Plateliai entstanden, unabsichtlich von einer Frau hierher gerufen („platē lėij“ klingt ähnlich wie Plateliai).
Es ist eine alte Legende. Von damals hat sich vieles stark verändert, doch der See Plateliai – der größte und tiefste in Samogitien – besteht noch heute. Der See ist attraktiv mit seinen 7 Inseln. Legende besagt, dass im Untergrund der Pilis Insel (Burginsel) verzauberter Schatz, geborgen durch Geister, liegt. Seit dem XV. Jh. hat auf Pilis Insel wirklich eine Burg gestanden, die den Großfürsten Litauens gehörte. Von der Insel führte eine 280 Meter lange hölzerne Brücke zur Halbinsel Šventorkalnis, auf der früher die erste Siedlung Plateliai war. Pfahle der Brücke sind bis heute erhalten. Im XVI. Jh. hat die Burg ihre Abwehrbedeutung verloren und ist verfallen.
Plateliai wurde seit dem XV. Jh. in den historischen Quellen erwähnt. Plateliai Gutshof, Siedlung und die Kirche befanden sich damals woanders, nämlich auf Halbinsel Šventorkalnis. Auf die heutige Stelle wurde sie am Ende des XVII. Jh. umgesiedelt. Bis Ende XVIII. Jh. war der Gutshof im staatlichen Besitz des Großfürstentums Litauens, später gehörte er fast einhundertfünfzig Jahre (bis 1940) der französischen Grafenfamilie Choiseul-Gouffier. Im XIX. Jh. lebte im Gutshof Plateliai die erste weibliche Schriftstellerin Sofija Tyzenhauzaitė de Choiseul-Gouffier, die im historischen Litauen auf französisch schrieb. Es ist dieselbe Gräfin, die persönlich den französischen Imperator Napoleon und den russischen Imperator Alexander I. kannte.
Plateliai Gutshof samt allen erhaltenen Gebäuden aus dem XIX. Jh.– Anfang des XX. Jh. (Dreschtenne, Gesindehaus, Gestüt, Speicher, Keller) und Park befinden sich unter Kulturdenkmalschutz des Staates. Herrenhaus aus Holz brannte im II. Weltkrieg aus. Ein Teil der Gebäude wurde renoviert und dem öffentlichen Bedarf angepasst. Im ursprünglichen Gestüt des Gutshofs wurde Exposition für Fasching errichtet, im Speicher – Exposition des Samogitischen Nationalparks und der Ausstellungssaal, im Keller – Handwerkszentrum, in der Dreschtenne – das Kulturhaus.
Im Park des Plateliai Gutshofs steht Ragana Esche (Hexenesche) mit dem dicksten Stamm in Litauen (Umfang des Stamms beläuft sich auf 7,2 Meter). Verschiedene Erzählungen von diesem Objekt des Naturerbes sind bekannt. Laut einer Sage hat der Teufel vier Eschen aneinadergedrückt, infolgedessen haben sie in einen Stamm zusammengewachsen. Man erzählt auch anders: eine Frau verband mit ihrem Kopftuch drei verzauberte Bäume, auf diese Vögel sich niemals gesetzt haben. Die Bäume haben dann zusammengewachsen und Zeichen des Kopftuchs ist bis heute sichtbar. Eine dritte Sage besagt, dass im Stamm der Esche ein Brotleib steckengeblieben war, nachdem einmal die Hexe das Brotleib einem Mädchen entnommen hatte und, weil sie Hahn krähen hörte, in die Esche hineingelaufen war. Von dann nannten die Leute sie Hexenesche.
Nach dem 2008 ausgeführten Projekt der Europäischen Kommission „Nachhaltige Tourismusmodelle Europas“ (European Destinations of Excellence – EDEN) wurde Ort Plateliai mit dem Namen „Attraktivster litauischer touristischer Ort mit unantastbarem Erbe“ ausgezeichnet.